Realtiv spontan haben wir beschlossen, den Jahreswechsel im Süden zu verbringen und so sind wir kurzerhand für eine Woche nach Madeira geflogen – die Insel des ewigen Frühlings, die Blumeninsel im Atlantik oder auch das Hawaii Europas, wie diese Destination gerne genannt wird. Dabei bedeutet das portugiesische Wort „madeira“ soviel wie „Holz“.
2017 waren wir schon einmal auf dieser großartigen Insel und wussten daher grob, was uns erwartete. Sonnige 21°C im Dezember, kilometerlange Wanderungen entlang der Levadas (Bewässerungskanäle), Bergtouren im Inland, schwarze Strände und Steilküsten an der Küste, feuchter Dschungel und natürlich unzählige Foto- und Malmotive. Wenn das mal nicht wieder eine fantastische Idee für ein „Winter-Getaway“ war!
Ein paar Highlights unseres Trips sind im folgenden Beitrag zusammengefasst.
Fanal: Der Feenwald
Im Nordwesten der Insel gelegen ist der Fanal Wald ein Teil des zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärten Lorbeerwaldes Madeiras.
Hier stehen Stinklorbeerbäume, die schon ein paar Jahrhunderte alt sind. Die Äste der Bäume sind bizarr geformt und durch die hohe Luftfeuchtigkeit sind die Bäume mit Moosen und Farnen bewachsen. Da passt die Bezeichnung „Feenwald“ doch ganz gut. Hier hätte man auch super Szenen aus Herr der Ringe oder Harry Potter drehen können. An den meisten Tagen im Jahr herrscht hier dichter Nebel, und so kommt es, dass einem Google fast nur Nebelbilder vom Fanal liefert, wenn man danach sucht. Bei unserem Besuch war von Nebel allerdings keine Spur. Wir kamen gegen Nachmittag am Forsthaus Fanal an und machten zuerst eine kurze Rundwanderung aus unserem Rother Wanderführer (Tour Nr. 57, von Fanal nach Fio) um uns einen Überblick zu verschaffen. Anschließend wandelten wir zwischen den mystischen Bäumen umher und staunten über den wunderschönen Sonnenuntergang. Nachdem immer noch kein Nebel in Sicht war, änderte Marcel einfach den Plan und fotografierte stattdessen den beeindruckenden Sternenhimmel hinter einem ausgewählten Baum.
Wir blieben noch eine Weile im Fanal Wald sitzen und lauschten in der Dunkelheit den Geräuschen der Kühe, die neben uns die einzigen Besucher des Waldes waren.
Ribeiro Frio: Levadas, Aussicht und Forellen
Typische Touristenattraktionen sind normalerweise nicht so unser Fall. Trotzdem sind wir dieses Mal nach Ribeiro Frio, wo zwei sehr beliebte Levada-Touren starten. Eigentlich wollten wir auf den Pico do Arieiro (1818m) um von dort aus zum Pico Ruivo (1862m) zu wandern. Leider war auf den Gipfeln Madeiras extrem starker Wind und dichter Nebel, sodass wir die Tour nicht begehen konnten und wollten. Daher sind wir schließlich im etwas tiefer gelegene Ribeiro Frio gelandet, wo wir tatsächlich Sonne abbekamen. Hier haben wir dann zuerst die „Touri-Tour“ schlechthin gemacht: Eine kurze Wanderung zur Aussichtskanzel „Balcões“. Der Weg ist breit, gut ausgeschildert und leicht begehbar, daher eine gute Einstiegswanderung für alle Altersklassen. Da wir recht früh dort waren hatten wir noch Glück und haben „nur“ eine Busgruppe angetroffen.
In weniger als 20 Minuten gelangt man zum genannten Aussichtspunkt, von welchem man einen fantastischen Blick auf das Zentralmassiv Madeiras auf der einen Seite, und hinunter zum Meer auf der anderen Seite hat. Auf dem Rückweg genehmigten wir uns in der Snackbar Flor da Selva einen Galão – einen großen, portugiesischen Milchkaffee. Außerdem wollten ein paar Ableger der blau blühenden afrikanischen Schmucklilie unbedingt mitgenommen werden. Der Agapanthus africanus, so die botanische Bezeichnung, wächst und blüht auf Madeira einfach überall und erinnert uns immer an Urlaub. Hoffentlich schafft er es auch auf unserem Balkon…
Nach einer Mittagspause im Ribeiro Frio Restaurant mit frischer, gegrillter Forelle aus der Forellenzucht nebenan, beschlossen wir kurzerhand, noch eine zweite, „richtige“ Wanderung dranzuhängen. Wir entschieden uns für die Rundwanderung auf die Hochebene Feiteiras de Baixo, welche ebenfalls im Rother Wanderführer zu finden ist (Nr. 42). Die Tour führte zunächst an der Levada do Furado entlang. Eine sehr schöne Levada, gesäumt von üppiger, subtropischer Vegetation und alten Lorbeerbäumen. Immer wieder haben wir eine großartige Aussicht in das Tal und auf die höchsten Berge Madeiras. Viele Blaufinken begleiten uns und fressen uns sogar ein paar Brotkrumen aus der Hand.
Irgendwann führte uns der Weg von der Levada weg und über Treppenstufen und Wurzelwege rund 300 Höhenmeter hinauf bis zur Hochebene Feiteiras de Baixo. Wir staunten nicht schlecht, als sich nach dem Aufstieg der Dschungel lichtete und wir auf einer saftig grünen Wiese standen, die uns ein wenig an eine Alm erinnerte. Das Bergmassiv Madeiras im Hintergrund und viele weidende Schafe im Vordergrund lassen uns kurz glauben wir sind auf einem ganz anderen Kontinent gelandet. Ein alter, gepflasterter Madeira-Weg führt uns schließlich wieder hinunter nach Ribeiro Frio. Ein richtiger Geheimtipp, diese tolle Rundwanderung!
Ponta do Sol: Sonne satt und leckere Tapas
Als ich 2015 zusammen mit meiner Mama eine Woche auf Madeira war, waren wir in Ponta do Sol untergebracht. Das kleine Örtchen an der Südküste gilt als das sonnenreichste Dorf Madeiras. Auch in diesem Urlaub konnten wir dem Flair nicht widerstehen und fuhren an einem sonnigen Tag zum Mittagessen dorthin. In der Tapas-Bar „The Old Pharmacy“ bestellten wir eine gemischte Tapas-Platte, die zwar nicht mehr genauso aussah wie 2015, aber dennoch sehr lecker schmeckte.
Ponta do Sol hat außerdem ein Strandbad und eine kleine Promenade mit bunten Hausfassaden, außerdem gibt es eine imposante Steinbrücke, die zu einer Art Stein-Kai hinausführt, von welchem man einen fantastischen Blick auf das kleine Dorf hat. Zugegeben: Wirklich viel gibt es hier nicht zu sehen und zu tun, aber schon allein für die Tapas und eine hausgemachte Limonade lohnt sich ein Besuch!
Funchal: Der tropische Garten Monte Palace
Bei unserem letzten Besuch haben wir den „Botanischen Garten Funchal“ besucht, der uns ganz gut gefallen hat. Dieses Mal schauten wir uns den zweiten tropischen Garten „Monte Palace“ an. Dieser befindet sich direkt an der Bergstation der bekannten Seilbahn Funchal – Monte. Wir hatten ein wenig Pech, denn gerade an diesem Tag hatte die AIDAnova in Funchal festgemacht und zahlreiche „Insassen“, wie mir die Kreuzfahrttouristen manchmal vorkommen, hatten den gleichen Plan wie wir.
Im botanischen Garten war die Menschenmenge aber ganz angenehm und wir verbrachten dort einige schöne Stunden. Der Garten bietet neben zahlreichen Pflanzen auch Kunstobjekte und viele verschiedene Kachelbilder, die portugiesischen „Azulejos“. Das Highlight des Gartens ist vermutlich der mit sehr viel Liebe ins Detail angelegte See in der Mitte, auf dem kitschigerweise auch noch ein paar Schwäne unterwegs waren.
Mir persönlich hat der Monte Palace besser gefallen als der andere botanische Garten und ich kann ihn nur empfehlen!
Levada hoch zwei: Nichts für schwache Nerven
Eine Levada-Rundwanderung der Extraklasse ist die Kombination aus der Levada Nova und der etwas tiefer gelegenen Levada do Moinho oberhalb von Ponta do Sol. Diese Tour haben wir bereits das zweite Mal (ich sogar das dritte Mal) gemacht, weil sie uns so gut gefällt. Sie ist ebenfalls im Wanderführer von Rother verzeichnet, aufgrund der hohen Schwindelgefahr sogar als „schwarz“ eingestuft (Tour Nr. 12). Wir wanderten zuerst entlang der Levada Nova ins Tal von Tabua hinein. Entlang dieser Levada läuft man teilweise auf einem nur 40cm breiten Mäuerchen, neben welchem der Hang steil abfällt. Es gibt zwar teilweise einen Drahtseilzaun – aber eben nur teilweise. Wir sind schließlich nicht in Deutschland 🙂 Trittsicherheit, festes Schuhwerk und Konzentration sind also wichtige Voraussetzungen für diese Tour, Schwindelfreiheit und keine Höhenangst eine sinnvolle Ergänzung.
Nach einem ordentlichen Wanderstück in der wunderbaren Nachmittagssonne erreichten wir einen ca. 200m langen Tunnel, bei dem unsere Taschenlampe zum Einsatz kam. Schon im Tunnel hörten wir ein Rauschen und auf der anderen Seite erwartete uns ein imposanter Wasserfall, durch den man „hindurch“ laufen muss.
Nach weiteren zehn Minuten führte uns eine Treppe hinab zur Levada do Moinho, die parallel zur Levada Nova verläuft und uns wieder zurück in die Zivilisation führte.
Trailer: Madeira Dezember 2022
Und zur guter letzt: Auf Play klicken und vier Minuten und 13 Sekunden Urlaub genießen!
Leave a reply