In 15 Tagen von Minehead nach Padstow
Nach unserem Traumurlaub auf dem South West Coast Path im Sommer 2022 war uns relativ schnell klar: Hier sind wir noch nicht genug gewandert! Schon im Herbst und Winter 2022 haben wir deshalb angefangen zu planen und Unterkünfte für den Sommer 2023 zu buchen – sicher ist sicher! Dieses Mal wollten wir am Startpunkt des South West Coast Path (SWCP) starten und bis zu unserem letztjährigen Startpunkt wandern: Von Minehead in Somerset bis nach Padstow in Cornwall.
Es folgt ein etwas ausführlicher Bericht der 15 Wandertage (+1 Ruhetag) mit jeweils einigen Bildern. Für alle Lesefaulen folgt ein kurzer Trailer, der unsere Reise in nur vier Minuten und zwei Sekunden zusammenfasst. Viel Spaß!
Tag 1: Minehead - Porlock
Unser erster Wandertag führte uns von Minehead nach Porlock. Die Wettervorhersage war alles andere als vielversprechend und deswegen ließen wir uns auch beim Frühstück etwas mehr Zeit. Um 9:30 Uhr nahmen wir dann den Weg in Angriff und waren zumindest die ersten 40 Minuten trockenen Fußes unterwegs. Durch einen Wald führte der SWCP Richtung North Hill, einer der höchsten Erhebungen in Somerset. Unzählige Farne überwuchterten den Waldboden, linanenartige Gewächse umschlungen viele der Bäume, und hier und da hielt eine Stachelpalme ihre Äste in unseren Weg. Nach verlassen des Waldes waren wir sozusagen auf dem Cliff-Top angekommen, welches dann eine gänzlich andere Vegetation aufwies. Hier gab es nicht mal mehr im Ansatz Bäume, sondern nur noch Heidekraut und verschiedenes stacheliges Gestrüpp. Immer wieder nieselte und windete es und so kamen unsere beiden Knirpse relativ rasch zum Einsatz. Wenig später trafen wir auf Stefan, der vor 7 Wochen den SWCP in Bournemouth begann und nun kurz vor seinem Ziel in Minehead war – beeindruckend! Noch bevor wir vom Cliff-Topp durch Hurlstone Combe (Tälchen) abstiegen eröffnete sich uns ein spektakulärer Blick über Bossington Beach und Porlock Marsh Richtung der beeindruckenden Klippen in westlicher Richtung, die dann am nächsten Tag auf dem Programm stehen sollten. Nach einem nicht ganz unrutschigen Abstieg durch besagtes Tälchen hinunter zum Meer kehrten wir alsbald in Kitnors Tearooms in Bossington ein um uns mit einem Tuna Ciabatta und Cream Tea zu stärken, sowie den ein oder anderen durchziehenden Regenschauer abzuwarten. Nachdem der gröbste Regen ausgesessen war ging es weiter Richtung Porlock. Gegen 15 Uhr konnten wir dann glücklicherweise schon in unserer Unterkunft The Cottage BnB einchecken. Frisch geduscht erkundeten wir dann noch ein bisschen das Örtchen und kehrte schließlich im Lorna Doone Hotel ein. Dort gab es eine wirklich ausgezeichnete „Tuscany Chicken Breast with vegetables, garlic sauce and potatoes of your choice“ – exzellent im Geschmack und liebevoll dekoriert – mehr als empfehlenswert.
Tag 2: Porlock - Lynmouth
Nach dem lockeren Einlaufen am Vortag, stand heute schon ein „Whopper“ auf dem Programm. Der Weg von Porlock nach Lynmouth sollte am Ende 23,1 km mit 800 HM (hoch) und 1000 TM (runter) umfassen, die Wanderzeit betrug dabei etwa 7 Stunden (inklusive den Foto“pausen“). Gestartet waren wir um 9 Uhr in voller Regenmontur Inklusive Regenhose und Regenschirm in Richtung Porlock Weir. Dort hatten wir dann einen interessanten Blick über das Marschland von Porlock. Das Meer durchbrach hier in den 1990ern den natürlichen Damm und überflutete das Hinterland, weshalb es heute dort einen „submerged forest“ und andere abgestorbene Bäume im Wasser zu bestaunen gibt. Über den Strand von Porlock Weir kämpften wir uns dann bis zum Hafen, wo dann glücklicherweise aufhörte und wir uns unserer Regenhosen wieder entledigen konnten. Zwischen zwei Gebäuden hindurch ging nun der SWCP weiter. Wieder führte er uns durch herrliche Mischwälder mit dichtem Farnbewuchs. Ein wenig später erreichten wir dann Culborne St Bueno’s Church – die mit rund 30qm Grundfläche eine der kleinsten Kirchen Englands ist. Der Pfad wandt und schlängelte sich weiter, ehe wir von zwei steinernen Ebern begrüßt wurden. Wir durchschritten das Tor und waren nun auf einem Abschnitt des Weges angelangt, der nicht mehr durch den Wald führte. Gegen 13 Uhr fanden wir ein steinernes Bänkchen am schmalen Pfad und genehmigten uns unser mitgebrachtes Mittagessen. Gestärkt ging es weiter und wir erlebten wenig später eine Überraschung. Der SWCP führte durch einen riesigen Hang voll mit Rhododendren. Wir sprechen hier nicht von einer handvoll Pflanzen, sondern tatsächlich von einer kompletten Berg-/Klippenflanke. Schon kurz davor stellten wir gewissen Ähnlichkeiten zwischen dem SWCP und einer Levada-Wanderung auf Madeira fest, nun aber waren wir völlig einer Meinung darüber wie stark sich beide ähneln. Später eröffnete sich einmal mehr der Blick auf die Klippen und auch was die Gesteinsart (Old Red Sandstone) und die Art der Küste angeht waren wir verblüfft, wie stark wir an Madeira erinnert wurden. Der letzte Abschnitt entlang der Lynmouth Bay führte uns dann am Rand der Klippe immer weiter Richtung Ziel und belohnte die Mühen des Tages mit einer Menge Wind aber auch mit einer tollen Aussicht.
Tag 3: Lynmouth - Combe Martin
Tag 4: Combe Martin - Woolacombe
Los ging es am heutigen Tage in voller Regenmontur und mit ein bisschen Bammel wegen der Windwarnstufe orange, die am Vortag ausgerufen wurde. Wir starteten in Richtung Sandy Bay und nach einer kleinen Unachtsamkeit stiegen wir versehentlich 80 Stufen zur Broadsands Beach ab – auch schön, aber nicht ganz geplant. Wieder zurück auf dem Weg angekommen ging es dann am überraschend auftauchenden Watermouth Castle vorbei in Richtung Watermouth Harbour von wo es wunderschöne Blicke auf die Küste gab. Hier kam etwas Thailandfeeling beim Anblick der kleinen Buchten mit den markanten Felsen auf. Das Wetter war noch halbwegs okay: immer wieder Regen, der Wind war dafür noch nicht sonderliche stark und so behielten wir Ilfracombe als Zwischenstation im Auge. Nachdem wir Samson’s Bay umrundet hatten und uns zu den Coastguards Cottages hinaufgekämpft hatten, begann es Katzen und Hunde zu regnen und zu stürmen. In Hele Bay angekommen sah die Welt schon wieder etwas trockener aus und so konnten wir den nächsten Anstieg zum Forthglade in Angriff nehmen. Am Aussichtspunkt angekommen eröffnete sich der Blick auf das wirklich schöne und geschäftige Hafenörtchen Ilfracombe, dessen Hafeneinfahrt eine 20 m hohe Statue namens „Verity“ ziert. Ziemlich durchnässt, verschwitzt und etwas verfroren zugleich, waren wir froh kurz die Klamotten zu wechseln um uns dann im Life Cafe in der gut besuchten Straße „The Quay“ zu stärken. Kaum zu glauben aber wahr: der Regen hatte aufgehört, die Sonne knallte herunter und wir waren frohen Mutes und entschlossen den Weg nach Woolacombe fortzusetzen. Wir machten einige schöne Aufnahmen und wanderten auf den Klippen weiter hinauf bis oberhalb von „Hazel Bushes Bay“. Hier holte uns dann leider die Wettervorhersage ein: der angekündigte Sturm wütete mit brachialer Gewalt und die völlig exponierte Lage auf der Klippe machte es doch tatsächlich nötig, die Etappe an dieser Stelle zu beenden. Wir kamen schlicht nicht mehr vorwärts: Hüte flogen davon, Kapuzen wurden vom Kopf gerissen, das Raincover schlug uns ins Gesicht und die Wanderstöcke waren irgendwo unterwegs. Nach kurzer Krisensitzung beschlossen wir, nichts zu riskieren und ein Taxi zu unserer Unterkunft, dem Watersmeet Hotel in Woolacombe, zu nehmen.
Tag 5: Woolacombe - Braunton
Im mondänen Watersmeet Hotel ließen wir uns zum Frühstück Pouched Eggs auf Avocado-Toast sowie Müsli mit frischem Obst schmecken, um unsere Energie-Reserven aufzufüllen. Heute stand nämlich mit 25km eine der längsten Etappen an. Das Wetter war absolut perfekt – ein Sonne-Wolken-Mix (mit definitiv mehr Sonne als Wolken) und ein leicht kühler Wind. Wir liefen zunächst etwas oberhalb des Woolacombe Beach in den Dünen entlang. Nach ca. einer Stunde hatten wir die Bucht ausgelaufen und steuerten in Richtung Baggy Point, um die Landzunge zu umrunden. Hier waren einige Sonntags-Ausflügler unterwegs und wir konnten viele Seevögel und einen Hubschrauber beobachten. Bald darauf kamen wir nach Croyde, wo wir im Sandleigh Tea Room & Garden eine Mittagspause einlegten. Marcel entschied sich für Tuna-Sandwich und Mareike für Baked Potatoe with Cheese. Wir konnten auch den saftigen Brownies nicht widerstehen und packten noch einen für später in unsere Tupper-Box. Weiter ging es über den geschäftigen Croyde Beach, vorbei an kleinen Kaffee-Trucks, Softeis-Autos und Surf-Verleih-Buden. Der SWCP verläuft hier direkt auf dem Sandstrand, eine willkommene Abwechslung! Bald darauf erreichten wir den nächsten langen Sandstrand: Saunton Sands. Hier verläuft der SWCP etwas weiter im Innland, teilweise durch einen Golfplatz hindurch. Am Wegesrand entdeckten wir hier wieder einige kleine „Scarlet Pimpernels“! Später trafen wir auf einem Parkplatz zufällig auf ein Mini-Café, wo wir uns einen Eiskaffee to go gönnten. Schließlich erreichten wir die Mündung vom River Taw ins Meer – oder besser gesagt, dass was von dem Fluss noch übrig war. Es war Ebbe und alle Boote lagen auf dem Trockenen. Von hier an zog sich der Weg noch einige Kilometer auf einer Art Deich entlang bis nach Braunton, wo wir im George Inn untergebracht waren. Nach 26 km und 6:20 h Gehzeit waren wir ziemlich k.o. und aßen nur schnell zwei (extrem scharfe) „Baja-Bowls“ im Pub zu Abend, bevor wir uns ins Bett kuschelten.
Tag 6: Braunton - Instow
Die Etappe von Braunton nach Instow ist eine der flachsten Etappen des SWCPs – vielleicht sogar der Welt. 🙂 Bei gutem Wetter gingen wir in Braunton los und liefen dann kilometerweit an einem militärischen Sperrgebiet vorbei, immer entlang des River Taw. Hier konnte man schön beobachten wie (schnell) sich der Flußpegel aufgrund der eintreffenden Flut verändern sollte. Nach ca. 9 km erreichten wir die Stadt Barnstaple und schlenderten dort die High Street entlang, tranken einen guten Cortado und teilten uns ein leckeres Cheese and Onion Pasty. Weiter ging es wie zuvor auch schon auf dem Tarka Trail, welcher, da er asphaltiert ist, auch stark von Radfahrern frequentiert wurde. Höhepunkt waren sicherlich die schottischen Hochlandrinder, die wir auf einer Wiese abseits des Weges erspähten. Eine Mittagspause machten wir dann im Fremington Quay Cafe, wo es Jacket Potatoe mit Thunfisch bzw. King Prawns gab. In der Zwischenzeit war es bewölkt und ein wenig frischer geworden. Der letzte Teil der Wanderung führte uns dann glücklicherweise noch ein bisschen in die Natur zurück – über ein Naturschutzgebiet und schließlich über Sanddünen, vorbei an unserem ersten live Cricket Spiel, kamen wir an unserem wunderschönen BnB „The Instow Barton“ an, wo wir von Caroline (und Colin) Hutchens freundlich begrüßt wurden. Zum Abendessen im „Instow Arms“ mussten wir noch etwa 15 Minuten in den Ort Instow selbst hineinlaufen. Der Himmel riss dann später nochmals auf und zu den Klängen eines Happy Birthday Ständchens, welches vom gegenüberliegenden Ufer des Flusses Taw aus Appledore zu uns herüber schallte, machten wir noch ein paar schöne Fotoaufnahmen am strandgleichen Ufer. Auch bewunderten wir zum wiederholten Male wie abgehärtet und allwettertauglich die Briten sind: sie gehen einfach immer raus, zumeist mit Hund, egal wie das Wetter ist und man könnte glauben, dass es immer warm und sonnig ist – zumindest wenn man ihre Kleidung und Freude am Baden als Referenz nimmt.
Tag 7: Instow - Westward Ho!
Die heutige Etappe begann mit einem Regenschauer und so war schnell klar, dass wir die Fähre über den River Torridge nehmen würde, welche uns von Instow nach Appledore brachte – und das kostengünstig für lediglich 2 Pfund per pax. Auch typisch Englisch: Die Fähre wird von freiwilligen Rentner:innen betrieben und man kann ausschließlich kontaktlos bezahlen. Wenn jemand der Betreiber krank ist oder keine Lust hat, fährt die Fähre halt nicht. Kurz bevor wir ablegten, stiegen tatsächlich noch unsere beiden italienischen Mitwanderer zu (Nicole und Giacomo) und so tauschten wir uns auf der niederschlagsreichen Übrefahrt über die letzten Wanderetappen aus. In Appledore schauten wir uns dann trotz des schlechten Wetters die schönen Gassen und die hunderten von verschiedenen Hauseingängen an ehe wir Richtung Westward Ho! (Ja, mit Ausrufezeichen im Namen!) weiter wanderten. Die Wanderung führte uns entlang der Küste des Northam Burrows Coutry Park, einem Landschaftspark inklusive Golfplatz und frei umherlaufenden Schafen und Pferden, deren Hinterlassenschaften den Golfern das Putten sicherlich nicht einfacher machten. Am anderen Ende des Lanschaftsparks suchten wir dann die Trockenheit der Touristinfo / Education Centres sowie des kleinen Restaurants auf und verpflegten uns mit Kaffee und Pasties. Wenig später checkten wir dann im Waterfront Inn ein und wurden mit einem tollen, neuen Zimmer mit ausreichend Platz überrascht. Später erkundeten wir zu Fuß noch etwas die Promenade und kleinen Shops in Westward Ho! und kauften in einem kleinen Laden schönen Opal-Silberschmuck einer lokalen Juwelierin ein, der uns noch sehr lange an die Zeit auf dem SWCP erinnern sollte. Abendessen gab es dann bei uns im Waterfront Inn: Pasta & Burger.
Tag 8: Westward Ho! - Clovelly
Nach dem Auschecken aus dem Waterfront Inn kauften wir in einer lokalen Bäckerei Pasties für die Mittgaspause ein. Die Wahl fiel uns nicht leicht: es gab zwei verschiedene Formen mit zwei verschiedenen Arten von Kruste und drei verschiedenen Füllungen, was uns in einem schnellen und kornischen Englisch vom Bäcker vorgetragen wurde. Mit einem klassischen Steak Pasty und einem flachen Cheese and Onion Pasty, sowie einem extra Brownie (for strength and a good taste in your mouth!) starteten wir unsere Wanderung. Der erste Abschnitt der Wanderung führte uns relativ flach aus Westward Ho!, vorbei an zahlreichen Beach Huts / Shags (mit Hase), hinaus. Dann ging es in ein anstrengendes Auf und Ab über, die Wege waren teilweise sehr schmal und mit Brombeeren und Brennnessel zugewuchert. Trotz des diesigen Nebelwetters hatten wir Glück und wurden nicht wirklich nass. Am Wegesrand begleiteten uns zahlreiche Schmetterlinge, die sich auch gut fotografieren ließen. Am Babbacombe Beach legten wir eine Mittagsrast ein und ließen uns unsere Pasties schmecken. Heute waren wir mal wieder komplett alleine auf dem Küstenpfad unterwegs – und das in der Hauptsaison! Nach einem weiteren hügeligen Abschnitt, erreichten wir gegen halb zwei Buck’s Mills. Wir teilten uns für den folgenden Anstieg den Power-Brownie. Von nun an führte der SWCP durch ein Waldstück und mündet schließlich in den Hobby Drive, eine von handgepflasterte Straße aus dem 18. Jahrhundert, die uns direkt ins kleine Örtchen Clovelly führte. Rechts und links vom Wegesrand entdeckten wir einige Fasane, die hier im Wald wohnten und wohl von Anwohnern gefüttert wurden. Unser Einmarsch nach Clovelly wurde von fast sonnigem Wetter begleitet, welches sich jedoch nur schwer gegen den reinziehenden Sprühnebel durchsetzen konnte. Zu Abend aßen wir direkt unter unserem Zimmer im Pub des New Inn Hotel und freuten uns auf den folgenden Ruhetag in Clovelly.
Tag 9: Ruhetag in Clovelly
Um 6:30 Uhr ging es mehr oder weniger geplant aus den Federn. Wir hatten vereinbart früh rauszugehen sollte die Sonne morgens scheinen und das tat sie. Wir genossen also das noch schlafende Clovelly und liefen auf der steilen Kopfsteinpflasterstraße hinunter zum Hafen und machten das eine oder andere Foto von dieser schönen, sonnigen und ruhigen Morgenstimmung. Wir merkten auch schon die warmen Temperaturen die uns an diesem Tage erwarten sollten. Gegen acht Uhr frühstückten wir dann in unserer Unterkunft und packten wenig später unsere Ausrüstung (Aquarell- / Fotoequipment) um uns abermals auf den Weg hinunter zum Hafen zu machen. Wir bogen rechts in eine Gasse ab und erreichte so das südliche Ende und damit den Strandabschnitt, der uns zum Wasserfall von Clovelly führen sollte. Wenige Minuten später waren wir den von großen, glatten Kieseln geprägten Strand entlang gelaufen und konnten den Wasserfall ungestört besichtigen. Marcel machte ein paar Langzeitaufnahmen und Mareike widmete sich einem Sketch von Clovelly Harbour, welchen sie anschließen mit Aquarellfarben colorierte. Inwzischen war es Mittag geworden und so packten wir unsere sieben Sachen zusammen und genehmigten uns einen Devon Cream Tea in den „Cottage Tea Rooms Clovelly“. Anschließend schauten wir noch den ein oder anderen Laden bzw. die ein oder andere Gallerie an (einige davon sind übrigens (noch) nicht bei Google Maps eingetragen) und liefen schließlich ganz hoch zum Visitor Centre. Hier befand sich neben einem Seifenladen und einer Töpferei auch die Stallungen der Clovelly Esel. Da Clovelly ein sehr steiles Dörfchen mit kopfsteingepflasterten Gassen ist, werden Gepäckstücke und sonstige Gegenstände auf hölzernen Schlitten nach unten transportiert. Für alles was nach oben gebracht werden muss, kommen dann die Esel zum Einsatz (traditioneller Weise zumindest). Das Visitor Centre ist überproportional groß und verfügt über diverse (kitschige) Souvenirs und Stofftiere en masse, sowie ein kantine-ähnliches Restaurant. Mit ein paar Eselfotos in der Kamera liefen wir dann weiter zu den ein wenig außerhalb liegenden Clovelly Court Gardens, die man über einen hübschen Kiesweg entlang verschiedener Pflanzen erreichen konnte.
Tag 10: Clovelly - Hartland Quay
Mit ausgeruhten Beinen starteten wir voller Elan in die 2. Wanderwoche. Bevor es losging deckten wir uns im Visitorcenter mit Proviant und Holunderschorle ein. Der erste Teil der Etappe verlief relativ eben durch ein bewaldetes Gebiet, bald ging es immer leicht bergab, bis wir auf Meereshöhe aus dem Wald herauskamen und den kiesigen „Mouthmill Beach“ direkt vor unserer Nase hatten. Wir kraxelten eine Weite auf den groben Kieselsteinen herum und waren schwer beeindruckt von der riesigem Felsformation „Blackchurch Rock“, welche wir schon von weitem erspäht hatten. Anschließend stieg der Weg wieder an und bald wanderten wir auf der Hochebene immer entlang von frisch gemähten Wiesen und Feldern. Wir zählten Marienkäfer, die wir immer wieder im Gras oder auf den Büschen entdeckten und kamen auf ganze 11 Stück! Bald machten wir im Schatten eines Heuballens eine Picknickpause und aßen unsere Tuna & Egg-Sandwiches. Ein wenig später erreichten wir Hartland Point, wo wir doch tatsächlich ein kleines Café in einer Hütte am einem Parkplatz entdeckten. Ob Hunger oder nicht – Cappuccino geht immer und auch zu Scones bzw. einem Walnuss-Kaffee-Kuchen sagten wir nicht nein. Wir fotografierten noch den Leuchtturm von Hartland Point, bevor wir in südliche Richtig weiter wanderten. Der Küstenabschnitt war wunderschön und von schroffer Felslandschaft geprägt. Durch den immer stärkeren Wind waren wir froh, dass wir schon bald Hartland Quay mit dem gleichnamigen Hotel erreichten. Nach einer Dusche und dem Abendessen im Pub „The Wrecker’s Retreat“ genossen wir einen absolut atemberaubenden Sonnenuntergang mit ordentlichem Wellengang. Marcel konnte einige tolle Fotos machen und Mareike skizzierte die bizarren Felsen ins Urlaubstagebuch und holte sich im Pub noch einen offiziellen SWCP-Stempel ab.
Tag 11: Hartland Quay - Morwenstow
Nach einem guten Frühstück und einem netten Gespräch mit einem deutschen Wanderpärchen brachen wir kurz nach 9 Uhr auf. Direkt am Hartland Quay Hotel ging es steil nach oben und der starke Wind beförderte die ein oder andere Portion Meerschaum in unsere Richtung. Wenig später gesellte sich noch Nieselregen dazu und ehe wir uns versahen und unsere Regenhosen anziehen konnte, ergoss es sich über uns. Wir kämpften uns durchnässt bis auf die Unterhosen durch die Sturmböen und den Regen ehe nach etwa einer Stunde der Regen abebbte. Aufgrund des fürchterlichen Wetters nahmen wir am Fuße des Long Peak die „Valley Route“ des SWCP, welche deutlich weniger exponiert war. Der starke Wind hatte aber auch sein Gutes: Nach und nach wurde unsere klatschnasse Kleidung trockenere und ab und zu sahen wir Flecken blauen Himmels und ein paar spärliche Sonnenstrahlen. Bei Gull Rock eröffnete sich dann ein schöner Blick zurück an den bereits bezwungenen Klippen und Kiesstränden. Unsere Mittagspause mit Scone des Vortages verbrachten wir trocken und windgeschützt unten am Welcombe Mouth Beach, wo Marcel auch Freundschaft mit einem Hund schloss. Der Weg hinunter führte steil über zahllose Treppenstufen, zwischen wunderschöner lila Heide und gelber Stechginster. Direkt nach der Mittagspause ging es dann wieder steil hinauf und danach abermals steil hinunter. Insgesamt sollten wir auf dieser Etappe, welche eine Hälfte der Standardetappe von Hartland Quay nach Bude war, sechs Flusstäler durchschreiten, jeweils verbunden mit einem knackigen Ab- und Aufstieg. Nebenbei passierten wir auf dieser Etappen auch die Grenze von Devon nach Cornwall. Nach 13 km bogen wir dann vom SWCP in östlicher Richtung ab und liefen an einem Bachlauf entlang durch ein Wäldchen und kamen dann bei The Old Vicarage in Morwenstow wieder ans Tageslicht. Wir steuerten direkt auf die sehr empfehlenswerten Rectory Farm Tearooms zu und aßen ein verspätetes, aber extrem leckeres Sandwich-Mittagessen. Anschließend ging es noch ein paar Meter weiter ehe wir den historischen Bush Inn, unsere Unterkunft für die heutige Nacht, erreichten.
Tag 12: Morwenstow - Bude
Da es im Pub erst ab 9:00 Uhr Frühstück gab, starteten wir heute etwas später in den Wandertag. Wir waren die einzigen Frühstücksgäste, alle anderen hatten es anscheinend so eilig, dass sie ohne Frühstück aufgebrochen waren. Wir schauten uns „Hawker‘s Hut“ an, eine kleiner Verschlag mit Meerblick, den der Poet Robert Hawker erbaut hat. Hier hat er sich wohl von der Aussicht inspirieren lassen und einige Gedichte geschrieben. Weiter ging es entlang von lila Heidekraut und gelben Ginsterbüschen – mit traumhafter Aussicht auf steile Felsen und weiße Sandbuchten. Kurz darauf kamen wir am „GCHQ“ Militärstützpunkt vorbei, der dem britischen Geheimdienst untersteht. Mit den „Satellitenschüssel“ dort können unter anderem Überseekabel abgehört werden. Wenig später begegneten wir einer Herde Hochlandrindern und Belted Galloways mit einigen Kälbchen, die natürlich fotografiert werden mussten! Als wir Sandymouth Bay erreichten, freuten wir uns auf ein kühles süßes Getränk und einen Wrap im gleichnamigen Café, damit wir für die nächsten 5 km bis nach Bude wieder genug Kraft hatten. Es ist wirklich erstaunlich, was man für einen Hunger hat, wenn man den ganzen Tag draußen ist und wandert… 🙂 In Bude angekommen entdeckten wir zufällig einen Food-Market, an dem wir natürlich nicht vorbei gehen könnten. Und, ganz ehrlich: Churros mit Schokosoße schmecken nach einer 15km Wanderung einfach NOCH BESSER. 🙂 Wir ruhten uns anschließend in unserem BnB aus, duschten und schlüpften in frische Klamotten, bevor wir noch ein wenig durch Bude bummelten und einen Cappuccino tranken. Für’s Abendessen suchten wir eine leckere kleine Pizzeria aus, wo wir uns eine Vorspeise und zwei Pizzen schmecken ließen, während es draußen wie aus Kübeln schüttete. Wenn man sieht, wie es in England regnen kann, muss man wirklich sagen: Bisher hatten wir trotz allem richtiges Wetter-Glück.
Tag 13: Bude - Crackington Haven
Wieder einmal begann unser Tag recht trist, mit heftigem Wind und Nieselregen. Nach den ersten 90 Minuten machten wir einen kleinen Pitstop in Widemouth im Widemouth Bay Cafe, wo wir einen kleinen Espresso zischten und uns mit zwei Sandwiches verproviantierten. Danach ging es auf einem kurzen Abschnitt auf einer Straße entlang und dann wieder steil zwischen mannshohen Ginsterbüschen hindurch auf einem sehr matschigen und extrem (!) rutschigen Pfad. Ein Wunder, dass dort niemand ausrutschte. Es hätte wirklich sehr leicht passieren können, auch wenn man dort mit absoluter Trittsicherheit und 110% Aufmerksamkeit unterwegs gewesen wäre. Auf einem kleinen Bänkchen kurz vor Millook aßen wir dann eine kleine süße Stärkung ( ein Flapjack vom Foodmarket aus Bude) ehe wir vollends nach Millook abstiegen um dann laut Hinweisschild auf einer Straße mit 30% Steigung wieder hoch zu laufen. Anschließend ging der Weg wieder als schmaler Pfad zwischen Ginster, Brombeeren und Brennnesseln hindurch. Bei einer Breite von ca. 50 cm war an ein rasches Vorwärtskommen nicht zu denken. Aber das war auch gar nicht wichtig, denn inzwischen zeichnete sich ab, dass die Sonne heute den Kampf gegen den Regen gewinnen würde. Immer wiede mussten wir steile Abstiege und noch steilere Aufstiege teils im Serpentinen-Zick-Zack teils über Treppen bewältigen. Wir wanderten nach einer Weile dann wunderschön dem blauen Himmel entgegen und marschierten ganz raus auf die Landzunge gesaumt von gelben Ginster und lila Heide – ein wahrer Traum. Nach weiteren Ab- und Aufstiegen kamen wir schließlich auf der Crackington Haven hoch überragenden Klippe an und wanderten an deren Flanke hinunter in das kleine Örtchen. In unserere heutige Unterkunft, den Coombe Barton Inn, konnten wir sogleich einchecken und unser tolles Zimmer beziehen. Wenig später gönnten wir uns noch einen extrem leckeren Fruit Scone mit Clotted Cream und Jam und trafen auch wieder auf das deutsch Wanderpärchen und tauschten uns über unsere Erfahrungen seit Hartland Quay aus. Zu Abend aßen wir ebenfalls herovorragend in unsererm Inn. Alles in allem, trotz des schwierigen Starts, ein fantastischer Tag an dem wir 18,5 km und 820 HM zurücklegten.
Tag 14: Crackington Haven - Tintagel
Bei strahlendem Sonnenschein starteten wir in diesen Wandertag. Das Wetter hätte wirklich besser nicht sein können und sobald wir von Crackington Haven zur Steilküste hinaufgestiegen waren, hatten wir eine atemberaubende Aussicht auf die Küstenlandschaft und das türkise Meerwasser. In der Ferne konnten wir schon die vorgelagerte Insel ausmachen, auf der sich die Überreste des Tintagel Castle befinden. Nach kurzer Zeit überholten wir wieder das deutsche Wanderpärchen, das auf einer Bank rastete und frühstückte. Der Weg war heute wiedermal grandios und durch zahlreiche Auf- und Abstiege auf Treppenstufen ordentlich anstrengend. Kurz vor Boscastle kamen wir mit einem pensionierten englischen Deutschlehrer ins Gespräch, der uns für die Mittagspause das nahegelegene Boscastle Farm Shop & Café empfahl. Nur wenige Minuten später saßen wir in eben diesem Garten in der Sonne und warteten auf unser Sandwiches, die mit Meersalz-Chips und Coleslaw serviert wurden. Bald darauf wanderten wir durch Boscastle Harbour, wo wir noch ein Chocolate Fudge Brownie Eis für 3 Pfund die Kugel als Nachtisch aßen. Der letzte Abschnitt kurz vor Tintagel zog sich nochmal ganz schön, war durch das beeindruckende „Rock Valley“ aber trotzdem sehr abwechslungsreich. In Tintagel angekommen gab es einen Iced Coffee als Belohnung und anschließend checkten wir in unserem BnB ein. Wir spazierten noch eine kleine Runde am alten Postoffice von Tintagel vorbei bevor wir zum Abendessen in „Ye Old Malthouse Inn“ einkehrten, wo sich alle über 1,80m großen Menschen aufgrund der niedrigen Deckenhöhe regelmäßig den Kopf anhauten. Das Essen war zwar scharf aber echt lecker und bald fielen wir erschöpft in unsere Betten.
Tag 15: Tintagel - Port Isaac
Auch heute hatten wir noch einmal richtiges Sommerwetter. Schon morgens hatte es über 22 Grad und es sollte im Lauf des Tages richtig heiß werden. Heute standen nur 16 km auf dem Programm und so hatten wir keine große Eile. Wir genossen die Landschaft und die Ausblicke und blieben ständig stehen, um Fotos zu machen. Der Weg ist schließlich das Ziel! Auch heute mussten wir einige „Täler“ durchqueren und immer wieder steile Treppenstufen Ab- und Aufsteigen. Nach jedem Aufstieg gönnten wir uns ein Päuschen und versuchten mit unserem Fernglas wilde (Meeres-)Tiere zu erspähen. Der Weg war teilweise sehr eng und zugewuchert, sodass wir durch die Kombination aus Brennnesseln und kurzen Wanderhosen nicht ganz so schnell vorankamen wie gedacht. Dennoch erreichten wir schon zur Kaffeezeit Port Isaac, ein malerisches Dorf, welches als „Portwenn“ in der Fernsehserie „Doc Martin“ bekannt wurde. Wir erkannten einige Locations aus der Serie, und stellten fest, dass die Apotheke eigentlich ein Süßwarenladen ist. 🙂 In der alten Schule tranken wir in der Sonne einen Kaffee und fotografieren zahlreiche kleine Häuschen, die sich perfekt als Malmotiv eigneten. Außerdem bummelten wir vorbei an Doc Martin’s „Fern Cottage“ durch die kleinen Kunstgalerien und Souvenirläden, wo wir sogar zwei Aquarellpostkarten geschenkt bekamen, weil wir gar kein Bargeld dabei hatten. Zum Abendessen ging’s in den golden Lion, wo wir Fisch und Burger aßen, um uns danach im „Slipway“, wo wir auch nächtigten, noch einen Nachtisch zu teilen. Ob dieser Wanderhunger wohl irgendwann wieder aufhört?
Tag 16: Port Isaac - Padstow
Bei strahlendem Sonnenschein erwachten wir heute morgen in unserem Hotel „The Slipway“, direkt unten am Hafen des malerischen Örtchensn Port Isaac. Nach einem guten Frühstück ging es direkt von der Haustüre aus auf den SWCP, der uns an „Doc Martin’s Surgery“ (aka Fern Cottage) vorbei hoch auf die Klippe führte. Von dort hatten wir einen letzten tollen Ausblick zurück. Die Stimmung am Morgen unserer letzten Etappe war wirklich besonders friedlich: der Weg schlängelte sich verlassen und ruhig entlang des wellen- und windlosen Meeres und wir liefen einen der schönsten Abschnitte des gesamten, uns bekannten SWCP. Nach einem schlangenartigen Treppenabschnitt sah Mareike im Meer unter ihr sogar kurz eine Robbe, welche sich aber danach leider nicht mehr zeigen sollte. Alsbald ging es wieder steil bergauf. Der Weg führte Richtung Port Quinn. Kurz danach passierten wir Doyden Castle. Eine kurze Mittagspause legten wir dann am National Trust Pentyr Cafe ein, welches nur ein paar hundert Meter abseits des SWCP lag. Leider hatte sich der Himmel inzwischen stark bewölkt und so konnten wir die grandiose Pentire Halbinsel zwar bewundern, mussten uns aber den Sonnenschein und das türkisblaue Wasser dazu denken. Nach der Umrundung ging es dann weiter Richtung Polzeath. Hier war der Strand stark belebt und wieder einmal trotzten die Engländer dem Wetter. Wenngleich es nicht kalt oder regnerisch war, so war es doch kein typisches „Bikini-Wetter“. Wenige Minuten später riss dann die Wolkendecke wieder auf und wir nahmen den Endspurt, die letzten 5 km nach Rock, in Angriff und durften ein letztes Mal Sanddünen durchqueren ehe wir die Anlegestelle der Fähre erspähten, welche uns über den River Camel nach Padstow für 3 Pfund fahren sollte. Dank der Flut konnten wir stilecht im Hafen von Padstow festmachen und erreichten unseren Zielort somit nach 269 km und 9592 Höhenmeter (und damit 744 Meter höher als der Mount Everest) – für uns eine Leistung auf die wir durchaus etwas stolz sind!
Die Eindrücke und die Vielfalt entlang des SWCP war auch diesmal wieder etwas ganz besonderes. Ob es durch (Ur-) Wälder, Sanddünen, entlang von Heide- oder Rhododendron-berghängen, Kiesstränden oder zwischen Ginster- und Brombeergestrüpp ging, ob Wind, Sturm, Regen oder Sonnenschein – der SWCP fuhr diesmal die ganze Bandbreite auf, die man bei einer Wanderung auf ihm erleben kann. Wir kommen wieder 🙂 !